Rede der IG Metzgergrün auf der Demo „Alle für eine solidarische Stadt“ am 18. Mai 2019

Hallo ich bin S. und ich bin C. Wir leben im Metzgergrün und sprechen für die Interessengemeinschaft, die sich für den Erhalt unseres Viertels einsetzt.

Das Metzgergrün ist eine einfache Arbeitersiedlung und Gartenstadt aus den 1950er Jahren. Damals wurde sie am westlichen Stadtrand im Stühlinger gebaut und bekam in den siebziger Jahren Nachbarschaft durch die Wohnblocks auf der Südseite der Ferdinand-Weiß-Straße. In 250 Wohnungen mit Nutzgärten leben etwa 350-400 Menschen. Inzwischen ist der Stühlinger fast Teil der Innenstadt geworden. Unser Wohngebiet stellt ein Filetstück für die Stadtplanung dar.

Dieses kleine Dorf in der Stadt beabsichtigen die Freiburger Stadtbau und Stadtverwaltung abzureissen. Statt der 250 kleinen Wohnungen mit einfacher Ausstattung und Mietpreisen von 6-8 Euro pro Quadratmeter (und das ist für die meisten von uns
eigentlich auch schon zuviel!) sollen ca.550 Neubauwohnungen entstehen. Mit Kauf- und
Mietpreisen, die sich erfahrungsgemäss nur noch Menschen mit hohem Einkommen leisten können. Jetzt bezahlen viele von uns ihre Mieten noch selbst, obwohl das Metzgergrün schon lange aus der Sozialbindung draußen ist.

Die Wohnungen sind einfach gebaut und optimal zugeschnitten. Sie orientieren sich an Grundbedürfnissen, bieten viel Raum auf kleiner Fläche, Licht, Luft und nährendes Grün. Auch jetzt leben Familien hier, sind Rampen für Rollstuhlfahrer möglich oder der Wohnungstausch im Alter. Menschen, die Betreuung und Unterstützung bedürfen sind integriert. Um diese Einfachheit, Schlichtheit und das ungeschönte, echte Leben zu bewahren, fordern wir den Erhalt des Metzgergrüns. Das ist unser wertvoller Lebensraum. Die Überplanung der Metzgergrün-Siedlung ist ein politischer Prozeß und kein sozialer. Der Abriss der Siedlung war und ist beschlossene Sache. Wo kein Wille zum Erhalt, da ist auch kein Weg. So scheint es.

Bis jetzt gibt es kein unabhängiges Gutachten zu der tatsächlichen Bausubstanz der Häuser. Keine Sozialdaten wurden erhoben im Viertel. Es gibt keine Mieten- und Belegungstransparenz seitens der Stadtbau. Und trotzdem liegt seit 2016 ein Siegerentwurf mit kompletter Neuplanung für das Metzgergrün vor. Über die Köpfe der Mieter hinweg wurde diesevorangetrieben. Dabei war klar, daß viele Bewohner sich wünschen, daß es so bleibt wie es ist. Inzwischen ist die Wohnungs- und Mietpreissituation noch dramatischer als sie eh schon war. Wir wehren uns deshalb gegen den Abriss unserer Wohnungen und
Gärten mit bezahlbaren Mieten. Der Gemeinderat muss eine Änderung erwirken.

Erhaltungssatzung und Milieuschutz sind jetzt gefordert – Das Metzgergrün muss bleiben! Wir danken euch für eure Unterstützung und eure Solidarität!